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Messer in der Plastiktüte

Bei meinem ersten Umzug kam ich auf eine brennende Idee, Küchenmesser in einer Plastiktüte zu transportieren. Ein Schwung, und das Messer steckte in meinem Unterschenkel. Paar Momente später saß ich da, mitten in der Fußgängerzone, und habe erstaunt geschaut, wie die Blutlache auf dem Boden immer größer wurde. Schmerz habe ich keinen gespürt. Irgendwann hat mich ein Mann am Ende von der Straße gesehen und rannte zu mir hin. Er rief 112; und ich saß nur so da. Sie kamen tatsächlich sehr schnell. Krankenhaus, 5 Stiche. Ich hatte mehr Angst vor der Nadel als vor dem Messer in meinem Unterschenkel. Irgendwann war das ganze vorbei; nur die Narbe ist geblieben. Eine Woche später ist die Naht beim Tanzen aufgegangen, wieder tropfte das Blut langsam das Bein hinunter. Ich hatte eine dunkle Jeans an und wollte mir die Party nicht nehmen lassen; Pflaster drauf und weiter. Also ist die Narbe jetzt eine größere tiefere Mulde direkt unter dem Knie. Aber es lohnte sich damals, diese Nacht. Wo ich hoffnungslos in einen schwulen Freund verliebt war. Und wie wir wild beschwipst tanzten. Irgendwann auch auf einer tiefen und rutschigen Bartheke, wo man immer in der Hocke tanzen musste. Wir tanzten und tanzten und kippten einen Shot nach dem anderen, in dem verzweifelten Versuch die Grenzen sexueller Verträglichkeit aufzulösen.  

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