· 

Nachwuchs

anschließend an den vorgestrigen Post, für alle, die aufmerksam waren - da war ein Hinweis drin ;)

 

Wir entscheiden in unserem Leben Dinge, wie jede andere Familie auch, aber was den Familienzuwachs betrifft, so haben die Entscheidungen immer uns gefunden. Als ich am Tag, wo meine Menstruation wieder ansetzen sollte, aus meiner Therapiestunde herauskam, überkam mich ein seltsames Gefühl. Ich habe sehr unregelmäßige Tage, paar Tage hin und her waren die Regel; doch hier, an diesem Tag, wusste ich, dass es jetzt plötzlich anders war. Am Abend hatte ich die Premiere meiner OneWomanShow in einem kleinen Münchner Theater, und da fuhr ich jetzt hin. Neben der U-Bahn-Station gab‘s eine Apotheke, ich lief da rein und fragte fast im Flüsterton, ob sie Schwangerschaftstests dahätten. Die Frau am Schalter war sicher diese großen Augen gewöhnt, und hat mich daraufhin laut und klar gefragt, wie lange Geschlechtsverkehr denn zurückliegt und wann die Regelblutung einsetzen sollte. Äh heute sollte sie einsetzen, aber eigentlich auch nicht, sie ist total unregelmäßig und überhaupt. Gesch.. äh Sex, ja, weiß nicht genau, immer wieder eigentlich, wir sind in der Beziehung wissen sie, schon lange. Ich weiß nicht, wen ich da genau überreden wollte, dass das alles hier eine ganz normale Situation ist, wahrscheinlich eher mich selber. Nun ja, als ich fünf Minuten später wieder dastand, mit blassem Gesicht, und gefragt habe, wie sicher die Testergebnisse denn sind, hat sie mich wieder emotionslos angeschaut und meinte, es steht im Beipackzettel, aber ein positives Ergebnis hat schon ne gewisse Aussagekraft. Ich habe noch einen Test gekauft. Die Frau lächelte mich dann doch noch an und wünschte mir alles Gute. 

 

Der zweite Test, wie auch der erste, hat mir zwei Minuten später mit digitalem Schriftzug mitgeteilt, dass ich schwanger bin. Ich rief eine Freundin an, die heute Abend die Technik fahren sollte und sagte ihr, dass ich ihr was erzählen muss, aber nein, doch nicht jetzt gleich, sondern erst wenn wir uns sehen. Eine Stunde später standen wir beide da. Sagst du es deinem Freund? Doch, ja, klar. Ich... Ich habe ein Bild von den beiden Tests gemacht und es an ihn kommentarlos per WhatsApp geschickt. Er rief paar Minuten später an. Total froh. Ich werde Vater. Wir werden Eltern. Er kam fast zu spät zur Premiere, er wollte unterwegs noch Blumen kaufen, hat aber keine gefunden. 

 

Wir schließen uns in die Arme. Dann gehe ich auf die Bühne. Licht an. Go. Als wir nach der Premiere zusammensitzen, und ich verdeckt das alkoholfreie Bier mit vorher abgerissenem Etikett trinke, geht das für meine Bekannte zwar durch, als ich aber eine Zigarette ablehne, da werden meine engsten Freunde stutzig. Ein Kumpel nimmt mich auf die Seite. Ja. Aber bitte, erzähl niemandem erstmal. Die ersten Wochen und so. Nicht, dass was schiefgeht.

 

Währenddessen hat es mein Mann direkt am ersten Tag all seinen Freunden und Familie am Telefon erzählt.

 

Jetzt bin ich 30 und sie ist 8. Ich bin froh, dass sie uns damals überrascht hat. Wäre es nicht passiert, hätte ich wahrscheinlich bis heute Tausend erwachsene Gründe dagegen gehabt, obwohl ich schon immer ein Kind haben wollte; zu viel Arbeit, nicht genug Geld, meine Freiheit und Selbstbestimmung, meine Karriere (blah, blah, blah, etc, pp). Das Leben ist manchmal klüger als wir; und das ist auch gut so. Als ich damals diese beiden Bilder mit zwei digitalen Streifen an meinen Freund-Jetzt-Mann schickte, hatte ich auch diese Vorahnung. Dass es richtig ist, wie es ist. Auch wenn ich mit 21 davon ziemlich überfordert war. Wir hatten ja schon sogar den Namen parat gehabt; wir haben sie unterbewusst zu uns gerufen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0