Diese Unterseite ist noch im Entstehen, und parallel dazu entsteht auch eine Blog-Seite; Gedanken ordnen sich, Texte nehmen Form an.
Hier wird es um Fragen gehen, die nicht unbedingt eine Antwort haben; um Ideen, die mit einem Punktkomma enden; um das Denken selbst als Prozess.
Bis dahin – ein erster Vorgeschmack:
An mir vorbei
Heute um viertel von Fünf morgens lief ich durch kleine Regensburger Straßen zur Donau, um einen Morgen alleine zu genießen. Ich fühlte mich plötzlich mit den Menschen; ja, mit der ganzen Menschheit verbunden, auch wenn keiner auf der Straße war. Ich lief an den schlafenden Häusern entlang und sah Details, die ich noch nie gesehen habe: ein mittelalterlicher Turm mit buntgestreiften Gardinen; ein Balkon mit den Leuchten, kleinen, runden, weißen Leuchten, die abends bestimmt fast magisch aussehen; Peace, handgeschrieben auf einem kleinen Karton ans Fenster gepappt.
Irgendwie, in dieser Abwesenheit der Menschen und gleichzeitiger Anwesenheit ihrer Spuren, überkam mich das Gefühl, dass ich ein Teil davon bin; ein Teil von der Welt, die nur kurz vor dem Aufwachen steht.
Tagsüber ist es anders. Es sind so viele Menschen da, dass ich mich oft allein fühle. Damit haben Kinder viel weniger Probleme; sie finden sich schnell in den großen Erwachsenenmengen, die alle alleine herumstehen. Die haben was, was wir verlernt haben.
Jacques Lacan, ein französischer Analytiker-Philosoph, sagte, dass man Dinge dafür liebt, weil sie nicht sind – also entweder weil sie mangelhaft sind oder weil sie gar abwesend sind.
Nun ja, so liebe ich anscheinend die Menschen, während sie nicht anwesend sind; und wenn sie da sind, fühle ich mich einsam.
Es wird kälter; ich ziehe den Kapuzenpulli an. Darin fühle ich mich sicherer, wenn ich frühmorgens allein laufe – wie eine kleine Mauer. Ein Luxuskreuzfahrtschiff fährt an mir vorbei. Der ganze Luxus fährt immer an mir vorbei. Ich setze mich unter eine Brücke, hole mein Frühstück in der Tupperdose raus; meinen noch warmen Kaffee. Zünde eine Zigarette an. Die Sonne geht auf über der Donau. Zwei Hundebesitzerinnen laufen an mir vorbei, ich lächele sie solidarisch an; sie lächeln zurück. Tolle Uhrzeit. Wir sind anwesend.